Geschichte einer illegalen Fußballverrückten

In Gesellschaft, Lifestyle, Untergrund

wie Fariba es schaffte, sich ins Stadion zu setzen und Fußball zu schauen.

Im Iran ist es Frauen verboten, ins Sportstadion zu gehen, zum Fußball seit der Revolution und zum Volleyball seit ein paar Jahren. Vielen, die dagegen protestiert haben, wurden innerhalb der letzten Jahre festgenommen, mussten vor Gericht und wurden sogar verurteilt. Frauen geben trotzdem nicht auf. Noch immer können mehrere irgendwie ins Stadion gelangen, mit Hilfe verschiedener Tricks.

Frauen in einem Volleyballstadion, vor Verbot

Jetzt war es Fariba gelungen, am letzten Sonntag alle Kontrollen auszutrixen und sie hat das größte iranische Fußballspiel unmittelbar angeschaut, zusammen mit 99.998 Männern und mindestens einer anderen Frau (vielleicht mehr, wer weiß?)

Sie nennt sich auf ihrem Twitter-Profil „Fariba, eine Persepolis-Fan“. Mit zehn Jahren habe sie sich in den Fußball verliebt. Wegen dieses mittelalterlichen Gesetzes habe sie es aber niemals genießen dürfen, sich in ein Fußballstadium zu setzen, bis zum letzten Sonntag, den 12. Februar, als sie sich wie Männer anzog und mit ihrem Vater, Bruder und Cousin in das Teheraner Azadi-Stadion ging, das für seine unglaubliche Stimmung nicht nur in Asien sondern auch weltweit bekannt ist.

„Immer noch habe ich daran gedacht, irgendwie ins Stadion zu kommen. Einmal hat mir mein Bruder ein Ticket gekauft. Aber am Tag des Spiels hat mir mein Vater abgeraten.“

Im Volleyballstadion, vor der Verbotszeit

Kurz vor dem Teheran-Derby, als ihr Bruder wie immer beim Ticketbuchen gewesen sei, habe ihn ihr Vater darum gebeten, noch zwei Ticket zu buchen, eines für ihn selbst und eines für Fariba. „Vater hatte mein starkes Interesse und meine große Aufregung bemerkt.“ Er sagte seiner Tochter, dass sie angemessene Kleidungen kaufen solle. „Turnschuhe, Jeans, ein Hemd, eine jungenhafte gestrickte Münze, einen Sport-BH habe ich angezogen. Meine weiblichen Augenbrauen könnten mich doch verraten. Deswegen bin auf die Idee gekommen, mir das ganze Gesicht rot zu färben“, also die Farbe der Persepolis, ihrer Lieblingsmannschaft.

Am Morgen hat sie auf dem Weg ins Stadion drei Frauen gesehen, die von der Polizei verhaftet worden waren, „sie hatten sich auch männlich angezogen, aber es war auf 100 Meter einfach zu sehen, dass sie kein Mann waren“.

Am Eingang, als sie das Schild des Stadions sah, habe sie vor Angst Herzklopfen gehabt und konnte nicht mehr lachen oder lächeln. Fröhlichkeit wurde von Angst abgelöst. Bei der ersten Kontrolle, sagte ihr der Vater, „trink mal einen Schluck Wasser, atme mal tief, und falls man dich anerkennt, rede nicht und verlass dich auf mich.“

Nachdem ihre Taschen durchsucht wurden, „als er seine Hand zwischen meine Beine schob, versuchte ich, ruhig zu bleiben.“ Als ihr der Sicherheitsmann sagte, „Bitte schön, Sie dürfen rein“, konnte sie nicht glauben, dass sie die erste Kontrolle passiert hatte. „Ich habe mich unglaublich gefreut, habe das erste Tweet geschrieben und das erste Bild und Video gepostet“.

Alle zehn Minuten postete sie ein Foto oder Video bei  Twitter. Als sie ihre Sitzplätze suchten, geriet eine andere Frau in ihren Blick. Sie haben sich ein bisschen unterhalten, ein Selfie gemacht und ihre Handynummer ausgetauscht. „Das Spiel mit allen guten und schlechten Sachen ist beendet und meine Herz-Persepolis hat verloren. Aber das Wichtigste war, dass ich ins Stadion reinkommen konnte, wo man sonst Frauen allein wegen ihrer Anwesenheit festnimmt.“

Fans hätten sich von Anfang an beschimpft und zwar sehr heftig. Sie habe aber nur versucht, das Spiel zu genießen. In der 52. Minute habe jemand sie nach einem Feuerzeug gefragt. Wegen ihrer Stimme habe er bemerkt, dass sie eine Frau sei. Die Fans hinter ihr haben angefangen zu flüstern. Einige haben sie sich gezeigt. Ab dem Moment habe sie kein Schimpfwort mehr gehört.

 „Sobald das Spiel vorbei war, habe ich ein paar Selfies gemacht, um sie an dem Tag, wo mein Land frei geworden ist, zu zeigen und aufzuschreien, dass ich die Frau war, die es trotz aller Gefahren und  staatlicher Unterdrückung geschafft hat, ins Azadi-Stadion zu gehen und die, das 84. Teheran-Derby aus der Nähe gesehen hat.“

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