Wie Khomeini auf die Entscheidung zum Tode von Salman Rushdie kam?

In Politik und Wirtschaft

Der britische Autor Salman Rushdie wurde am 12. August auf der Bühne einer Veranstaltung von einem 24-jährigen Amerikaner libanesisch Wurzeln angegriffen. Angesichts des schiitischen Hintergrunds des mutmaßlichen Täters erinnert man sich als allererstes an die Fatwa von Ruhollah Khomeini, dem Gründer und damaligen Obersten Führer der Islamischen Republik Iran.

Aber wie es zum Erlass dieser einzigartigen Fatwa gekommen ist und was danach folgte?

Rushdie war im Iran keine unbekannte Figur. Sein vorheriger Roman „Mitternachtskinder“ wurde 1985 vom Ministerium der Kultur als „besten fremdsprachigen Roman“ gewählt. Auch sein anderer Roman „Shame“ war ins Persische übersetzt, und zwar von einem bekannten Übersetzer.

„Die satanischen Verse“ kam im Sep. 1988 international in den Markt. Angesichts des Erfolgs von „Mitternachtskinder“ hatte mindestens ein iranischer Verlag einen Übersetzer beauftragt, „Die satanischen Verse“ ins Persische zu übersetzen.

Erst am 14. Februar 1989 erlass Ayatollah Khomeini die berüchtigte Fatwa.

Khomeini war nicht besonders interessiert an klassischer Literatur Irans, geschweige denn Welt- oder englischsprachiger Literatur. Es ist also bisher nicht bekannt, wie Khomeini davon erfahren hat.

Es gibt jedenfalls keinen Hinweis darauf, dass Khomeini das Buch gelesen hat.

In der Fatwa besagt Khomeini, Salman Rushdie habe ein Buch gegen Islam, den Propheten und den Koran veröffentlicht. Es sei individuelle Obligation aller Muslime, ihn schnellstmöglich zu exekutieren, damit niemand mehr sich traue, die Heiligkeiten der Muslime zu verachten.

Am 18. Februar, vier Tage nach dem Erlass der Fatwa, hat Ali Khamenei, damals noch Staatspräsident und seit Juni 1989 der Oberste Führer und Khomeinis Nachfolger, in einer Rede besagt, man würde Salman Rushdie begnadigen, wenn er sich entschuldigen und den Inhalt des Buches verleugnen würde.

Daraufhin hat sich Salman Rushdie entschuldigt und mitgeteilt, er tue ihm leid, dass die Gefühle von Muslimen verletzt worden seien.
Am 19. Februar reagierte das Büro von Khomeini mit einem Statement und hat die Möglichkeit einer Begnadigung zurückgewiesen und zitierte Khomeini:
„Selbst wenn #SalmanRushdie bereut und der frommste Mensch aller Zeiten wird, obliegt es jedem Muslim, alles, was er hat, sein Leben und seinen Reichtum, einzusetzen, um ihn in die Hölle zu schicken.“

Folglich gab es zahlreiche Versuche, Rushdie zu töten, auch von Iranern.

Zum Beispiel hat eine Gruppe von iranischen Studierenden in England versucht, die Buchläden von Penguin Books, Salman Rushdies Verleger, in Brand zu setzen. Sie werden aus Großbritannien ausgewiesen, im Iran belohnt und später zum Teil Minister und Vizeminister geworden.

Am 22. Februar hat Khomeini in einem Dekret, das sich an die Kleriker richtete, über die Fatwa geschrieben: Man wäre naiv, wenn man glaube, dass die Islamische Republik auf wirtschaftlichen Druck eingehen und die Umsetzung des Gottesurteils vernachlässigen würde. Er kritisierte die „moderaten“ Funktionäre des Regimes, die sich Sorgen machten, dass das Land wegen der Fatwa unter wirtschaftlichen Druck gesetzt und isoliert würde und beharrte auf das Todesedikt von Salman Rushdie.

Im Sep. 1989 hat Ataollah Mohadscherani, damals Vizeministerpräsident und Khomeinis Vertrauter, ein Buch in einem staatlichen Verlag publiziert, „Kritik an der Verschwörung Der Satanischen Verse“, in dem er die Fatwa „aufklärt“ und deren „theologischen Grundlagen“ darlegt.
Mohadscherani behauptet heute, „Die satanischen Verse“ nach dem Erlass der Fatwa gelesen zu haben. Doch es gibt Hinweise darauf, dass er Khomeini vom „Die satanischen Verse“ erzählt und ihn gegen Salman Rushdie aufgewiegelt hat.
Mohadscherani lebt seit 2004 in London.

Im Juni 1990 hat Khamenei, nun Khomeinis Nachfolger, seine eigene vorherige Position, dass Rushdie begnadigt werden könnte, verleugnet und gesagt: „Khomeinis Urteil über Rushdie beruht auf den göttlichen Versen und genau wie die göttlichen Verse ist es fest und unwiderruflich.“

Die halbstaatlichen Organisationen der Islamischen Republik haben seit 1990 immer wieder Kopfgelder für Salman Rushdies Tötung eingesetzt. Es fing mit 1 Millionen US-Dollar an, bis es 2016 auf 4 Millionen US-Dollar erhöht wurde.

Bezüglich des neuesten Angriffs auf Salam Rushdie weisen die iranischen Behörden und Staatsfunktionäre zwar jegliche Beziehung zwischen dem mutmaßlichen Täter und der Islamischen Republik zurück, bejubeln jedoch in ihren Medien die Tat betten für den Täter.

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